Wie hoch ist der eigentliche Proteinbedarf?
Viele entscheiden sich ganz bewusst für eine proteinhaltige Diät, aber wie viel Protein benötigt man eigentlich pro Tag?
Vilhjalmur Stefansson, ein Polarforscher am Anfang des 20.Jahrhunderts nahm fünf Jahre lang nur Fleisch zu sich. Das heißt, er verzehrte ca.80% Fett und 20% Protein. Im Jahre 1928 wiederholte er das im Rahmen einer Forschung im Bellevue Krankenhaus. Steffanson nahm das mehrfache des täglichen Proteinbedarfs zu sich.
Proteinvergiftung existiert
Steffanson wollte die Ansicht widerlegen, es sei unmöglich zu überleben, wenn man nur Fleisch zu sich nimmt. Zu seinem Pech wurde er bald krank, nachdem er nur mageres Fleisch ohne Fettgehalt aß. Bei im entwickelte sich die auch „rabbit starvation” genannte Proteinvergiftung. Er konnte seine Symptome bekämpfen, indem er die Proteinzufuhr senkte, dafür aber die Fettzufuhr erhöhte. Nach seiner Rückkehr nach New York nahm er die normale amerikanische Ernährung mit ausreichend Proteinen wieder auf, worauf sich sein Gesundheitszustand verschlechtert haben soll, so kehrte er wieder zur kohlenhydratarmen Diät mit hohem Fett- und Proteingehalt zurück. Das führte er bis zu seinem Tode mit 83 Jahren fort.
Die Versuche von Steffanson zählen zu den Experimenten, die darauf hinweisen, dass erhöhte Proteinzufuhr unangenehme Folgen haben kann. Die Verkaufszahlen der Nahrungsergänzungsmitteln mit Proteingehalt deuten darauf hin, dass die meisten sich überhaupt nicht im Klaren darüber sind, wie viel Protein man benötigt, in welcher Form man sie zu sich nehmen sollte, und dass zu viel, oder zu wenig Protein gleichermaßen gefährlich sein können.
Wie viel Protein braucht man pro Tag?
Die Anzahl der Übergewichtigen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt, deshalb wird immer bewusster auf die Ernährung geachtet. Viele wechselten in den letzten Jahren von Weißbrot zu Schwarz- oder Vollkornbrot, fetthaltige Milch wird auch weniger konsumiert. Im Fokus der Gesundheit steht die angemessene Proteinzufuhr, die mit Proteinriegeln, Müsli oder Suppen gedeckt werden soll, die man massenweise in den Regalen der Supermärkte findet. Der Handel an proteinhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln brachte 2016 insgesamt 12,4 Milliarden Dollar ein. Das zeigt, dass die Allgemeinheit der Meinung ist, man braucht so viele Proteine, wie möglich. Die Wissenschaftler halten im Gegensatz dazu den Kauf von proteinhaltigen Speisen für Geldverschwendung.
Erwachsene, die kein aktives Leben führen, benötigen 0,75 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Männern beträgt das durchschnittlich 55 Gramm, bei Frauen 45 Gramm.
Proteinmangel kann zu Haarausfall, Hauterkrankungen und Muskelschwund führen. Glücklicherweise kommen diese Nebenwirkungen sehr selten vor, vorwiegend bei denen, die an einer Essstörung leiden.
Bei wem kann hohe Proteinzufuhr günstig sein?
Die Antwort darauf lautet: bei älteren Leuten. Denn mit voranschreitendem Alter werden zur Bewahrung der Muskelmasse mehr Proteine nötig. Leider neigt man im Alter dazu, immer weniger zu essen, die meisten mögen Süßes und Saures lieber.
Quelle:
http://www.bbc.com/future/story/20180522-we-dont-need-nearly-as-much-protein-as-we-consume
